Katechismus in der Schule: Freiburger Kantonsräte stellen seine Form in Frage

Der Stundenplan der Freiburger Schulkinder könnte sich demnächst ändern. Eine von den Grossräten Savio Michellod (PLR) und Pierre Vial (SOC) eingereichte Motion, wird derzeit vom Staatsrat geprüft. Sie zielt darauf ab, «den konfessionellen Religionsunterricht aus dem Stundenplan zu streichen».

Nach dem aktuellen Gesetz über die Schulpflicht ist vorgesehen, dass «den Kirchen und anerkannten Religionsgemeinschaften Zeit für den konfessionellen Religionsunterricht zur Verfügung gestellt wird» (Art. 23). Eltern, die dies wünschen, können ihr Kind jedoch davon befreien, indem sie eine einfache schriftliche Erklärung abgeben, ohne Angabe von Gründen.

Argumente…

«Unserer Meinung nach ist es nicht zu rechtfertigen, dass eine Unterrichtsstunde für etwas Freiwilliges blockiert wird», sagt Kantonsrat Savio Michellod. «Nach Ansicht der Lehrkräfte (zu denen auch Mitmotionär Pierre Vial gehört, Anm. d. Red.) wäre es besser, wenn diese Lernstunde für einen Unterricht genutzt würde, der allen nützt.»

Der Motionstext führt als Hauptargument «die in den letzten Jahren stark gesunkenen Besucherzahlen dieser Kurse» und die Tatsache an, dass «diese Praxis nicht mehr den Wünschen der Mehrheit der Eltern entspricht».

…und Zahlen

«Die Statistiken (vom Staatsrat für das Jahr 2020: Anm. d. Red.) sind eindeutig», heisst es in der Begründung. Auf der Sekundarstufe seien «bis zu 85 Prozent der Schülerinnen un Schüler vom Unterricht befreit». Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass «die Teilnahmequote an konfessionellen Kursen damals generell bei etwas mehr als 50 Prozent lag».

Genauer gesagt zeigen die Statistiken 2020 für die Sekundarstufe einen Durchschnitt von 47,1 Prozent dispensierter Schüler, was einer Besuchsquote von 52,9 Prozent aller Schüler des Kantons Freiburg entspricht. Diese Teilnahmequote steigt sogar auf 58,3 Prozent, wenn man die 11. Klasse nicht mitberücksichtigt, in der diese Stunde konfessionellen Unterrichts zusätzlich zum Kurs «Ethik und religiöse Kulturen» erteilt wird, der in diesem Jahr obligatorisch ist.

Im französischsprachigen Teil des Kantons ist dieser kulturelle Unterricht über Religionen, der auf interkulturelles Wissen und Verständnis abzielt, zwischen der 9. und 10. Klasse für Schüler, die nicht am konfessionellen Unterricht teilnehmen, obligatorisch. Im deutschsprachigen Teil ist der kulturelle Unterricht über Religionen für alle Sekundarschülerinnen und Schüler obligatorisch, unabhängig davon, ob sie den konfessionellen Religionsunterricht besuchen oder nicht.

Konfessionelle Unterschiede?

Bei Kindergarten- und Primarschülerinnen und -schülern betrug die Beteiligung im Jahr 2020 mit 51,8 Prozent immer noch eine Mehrheit. Diese Zahlen sind im Zusammenhang mit dem katholisch oder reformiert-protestantischen Bevölkerungsanteil zu sehen, der 64,8 Prozent im Jahr 2022 betrug.

Die Schülerbeteiligung ging zurück. Die jüngsten Daten zeigen, dass 2022-2023 noch 49 Prozent der Kinder in Kindergarten- und Primarschule den Unterricht besuchten. 2020-2021 waren es noch 52 Prozent. Es fällt auf, dass der Rückgang nur bei den katholischen Kindern stattfindet, während der Prozentsatz der reformierten stabil bleibt. Bei den Sekundarschülerinnen und -schülern ist der Anteil Beteiligter im selben Zeitraum von 49 Prozent auf 42 Prozent gesunken. (Dabei -6 Prozent auf katholischer Seite, -1 Prozent auf reformierter Seite).

Sind die Motionäre zuversichtlich? «Der Staatsrat arbeitet an einem Vorschlag, der akzeptabel wäre», sagte Kantonsrat Savio Michellod. «Wir wissen, dass es sich um ein heikles Thema handelt. Unser Ziel ist es nicht, die etablierten Religionen anzugreifen.»

Am 1. Mai wird die für das Bildungswesen zuständige Staatsrätin Sylvie Bonvin-Sansonnens (Grüne) eine Delegation der beiden anerkannten Kirchen empfangen, um sich über das Thema auszutauschen. Die Angelegenheit wird weiter verfolgt. (cath.ch/protestinfo/Adapt. rp)

*Publikation mit freundlicher Genehmigung der Agentur Protestinfo.