Premiere in Chur: Indischer Bischof weiht Priester im syro-malankarischen Ritus

Agil Raju stammt aus Karnataka, einem indischen Bundesstaat im Südwesten des Kontinents. Am Samstagvormittag ist der 30-Jährige von Bischof Thomas Mar Eusebios Naickamparambil zum Priester geweiht worden. Dieser war eigens für die Weihe nach Chur gereist.

Katholische Ostkirche in Indien

Die Weihe fand im syro-malankarischen Ritus statt, in dem auch Raju getauft worden war. Die in Indien beheimatete syro-malankarische Kirche zählt zu den katholischen Ostkirchen, bei der Unionierung mit Rom durfte sie ihren Ritus beibehalten.

Das Bistum Chur hat den Gottesdienst vom Samstagvormittag per Livestream übertragen. Er dauerte über zweieinhalb Stunden. Man sieht auf dem Livestream eine gut besetzte Kathedrale – viele Menschen wollten die Weihe von Agil Raju miterleben.

Kirche kennt keine Ausländer

«Die heutige Weihe hier im syro-malankarischen – eine absolute Premiere in der Churer Kathedrale – zeigt uns, wie weltumspannend unsere Kirche ist», sagte der Churer Bischof Joseph Bonnemain laut Manuskript in seiner Predigt, die der Weihe voranging. Die katholische Kirche kenne viel mehr Riten als nur die römischen. «Alle Sprachen, Kulturen, Hautfarben, Rassen und Traditionen haben Platz in unserer Kirche. Wie sehr ist sie Weltfamilie, multikulturell, universell, ja katholisch.»

An die Adresse von Raju sagte Bonnemain, viele indische Priester würden ihn am Tag der Weihe begleiten, «die irgendwie die vielen Seelsorgenden aus verschiedenen Ländern vertreten, die in unserem Bistum wirken». Das sei ein grosser Reichtum. «Die Kirche kennt keine Ausländer. Alles ist für uns Heimat und wir alle sind Heimat für alle.»

Im ersten Teil seiner Predigt hatte Bonnemain ausgehend vom Evangelium des Tages über eine «grundsätzliche Alternative» gesprochen: Allein bleiben oder ein segensreiches Leben für viele leben. Aus den Worten des Bischofs wurde klar, welche Option er befürwortet. «Gott wollte und will das Leben für alle hingeben. Er will, dass alle gerettet werden, dafür hat Christus sein Leben hingegeben, was in der Eucharistie vergegenwärtigt wird.» Die Eucharistie stelle den «absoluten Sieg über das Alleinsein» dar.

Das Leben des Priesters sei ein eucharistisches Leben, sagte Bonnemain, indem er Agil Raju direkt ansprach. In der Nachfolge Christi sei das Leben des Priesters alles andere als eine einsame Existenz. «Der Priester sollte alles andere als ein einsames und eigenartiges Wesen sein.» Sein Leben sei ein Leben für die vielen, wie das Leben Jesu.

Der Bischof sprach auch das Gefühl des Alleinseins an, das der junge Inder anfänglich in Europa verspürte. In Indien sei er gewohnt gewesen, immer von Hunderten und Tausenden von Menschen umgeben zu sein. Hier in Europa sei es ein bisschen anders. «Du aber bist ein sehr sozialer, empathischer, geschwisterlicher Mensch und hast bald dieses Gefühl des Alleinseins überwunden. Bewahre und fördere diese Eigenschaften», so Bonnemain zu Raju.

Primiz am Guthirt-Sonntag

Die Primiz feiert der Jungpriester am Sonntagnachmittag in der Pfarrkirche von Höchst im österreichischen Vorarlberg. Ausgerechnet am 21. April finde seine Primiz statt, sagte Raju im Interview mit kath.ch vom Freitag. «An diesem Tag feiert die Kirche den Guthirt-Sonntag. Ich möchte mit Gottes Hilfe so ein Hirt werden, der mit dem Volk Gottes unterwegs ist. Das schaffe ich nur durch die Gnade Gottes.» Raju wird im Pfarrverband Höchst-Gaissau sein Pastoraljahr absolvieren. (kath.ch)