«Die Bischöfe waren beeindruckt von dem, was wir gesagt haben»

Die vier jugendlichen Gewinner des Youtube-Wettbewerbs "Underkath" sind begeistert von einer Romreise zurück. Dort konnten sie mit Teilnehmern der Jugendsynode sprechen. Ihre Voten haben die Bischöfe der deutschsprachigen Gruppe beeindruckt. Die Romreise war der erste Preis eines Wettbewerbs, den das Katholische Medienzentrum lanciert hatte.

 

"Gigantisch, neu, spannend!" Mit diesen Worten umschreibt Benedikt Arndgen (20) seine Erfahrungen der Romreise (12. bis 14. Oktober). "Das Feeling war on the top", doppelt der Student und Ministrant aus dem schwyzerischen Lachen nach. Arndgen hatte zusammen mit Diellza Gojani (17), Simon Bünter (15) und Marina Zuber (14), alle aus derselben Ministrantengruppe, Ende August den ersten Preis des Wettbewerbs "Underkath" gewonnen.

Auch die anderen drei seien begeistert, sagt Arndgen, der im Namen der Ministrantengruppe mit kath.ch sprach. Die Führungen nur zu fünft mit einem Schweizergardisten durch den Petersdom und die vatikanischen Gärten hätten auch die andern als "Highlights" genannt, so Arndgen. Marina Zuber, die Jüngste der Gruppe, habe sich gar nicht für einen Höhepunkt entscheiden können: "Alles war der Hammer!", zitiert Arndgen seine Kollegin.

Als einmalig haben die Ministranten auch die Messe auf dem Petersplatz zur Heiligsprechung von Paul VI., Oscar Romero und fünf weiteren Personen erlebt: "Wir sassen in unmittelbarer Nähe zu den Schweizergardisten und haben so ihren Wachbeginn und das Ende der Wache erlebt." Dieses Privileg ebenso wie die Führungen hatten sie Jugendbischof Alain de Raemy zu verdanken, der als ehemaliger Gardekaplan diese Programmpunkte für sie organisiert hatte. Begleitet wurden die Ministranten von Viktor Diethelm, Leiter der Deutschschweizer Fachstelle für offene kirchliche Jugendarbeit, der am Jugendprojekt "Underkath" beteiligt ist.

Die Jugendlichen als Highlight für die Bischöfe

Für Highlights sorgten die jungen Schweizerinnen und Schweizer aber auch selber, und zwar in einer Diskussionsrunde, zu der auch Synodenteilnehmer gehörten. So jedenfalls lautete gemäss Arndgen die Rückmeldung von rund der Hälfte der Diskussionsteilnehmer.

Nach Auskunft von Viktor Diethelm diskutierten hier die deutschen Bischöfe Felix Genn, Johannes Wübbe und Stefan Oster sowie der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky, ausserdem Vertreterinnen und Vertreter der deutschsprachigen Jugendverbände. Alain de Raemy, der ebenfalls Mitglied der deutschsprachigen Gruppe ist, sei an diesem Tag leider verhindert gewesen. Organisiert wurde das laut Diethelm einmalige Treffen vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

Mit Jugendlichen reden statt über sie

"Wir waren die einzigen echten Jugendlichen in dieser Runde", sagt Arndgen und lacht. Tatsächlich hatte die Diskussiongruppe zum Ziel, dass die Synodenteilnehmer "mit Jugendlichen reden, anstatt nur über sie", sagte Diethelm gegenüber kath.ch. Gerade die "Minis" aus Lachen hätten einen direkten Einblick in Vorstellungen, Meinungen und Wünschen von Jugendlichen geben können, so Diethelm.

In den Diskussionen, die Arndgen als "interessant, aber anstrengend" beschreibt,  ging es unter anderem um die Mitbestimmung von jungen Menschen, um Berufung und Begleitung und um Frauen in der Kirche. Konkret nennt Arndgen als Diskussionsfragen etwa: "Was unterscheidet Ministrieren von einem Fussballclub?" oder "Wie soll die Kirche in zehn Jahren aussehen?"

Die Botschaft ist angekommen

Für die Jugendlichen sei es ungewohnt gewesen, über solche Fragen nachzudenken, und die Bischöfe hätten hartnäckig nachgefragt. Dennoch hält Arndgen fest: "Die Bischöfe waren beeindruckt von dem, was wir sagten." Von der Antwort etwa, dass erwachsene Kirchenvertreter offen sein sollten für die Ideen der Jungen, sie auch einmal machen lassen, selbst wenn sie Fehler machten. "Ich habe den Eindruck, dass diese Botschaft bei den Bischöfen angekommen ist".

Nicht angekommen sei hingegen ihre Aussage, dass die Kirche nicht so absolut sein soll. Was er damit meint, erklärt er wie folgt: "Die katholische Kirche bedeutet für uns vor allem Gemeinschaft. Gemeinschaft findet überall statt, nicht nur in einem Gottesdienst, sondern auch im Europapark". Er wünscht sich, dass sich auch für Vertreter der katholischen Kirche nicht immer alles um die Kirche drehen soll. "Jesus ist nicht Mittelpunkt meines Alltags!", sagt der junge Mann dezidiert. Auch wenn Jesus in seinem Leben durchaus eine Rolle spiele.

Auch Diethelm bestätigt dies: Manche Aussagen der Jugendlichen hätten deutlich gemacht, dass ihr Engagement weniger aufgrund des Glaubens im Sinne eines Bekenntnisses motiviert sei. "Dafür zeugten ihre Aussagen von einer Selbstverständlichkeit, Teil der katholischen Kirche zu sein."

Unkenntnis der Lebenswelt von Jugendlichen

Benedikt Arndgen ortet eine gewisse Unkenntnis der Lebenswelt von Jugendlichen bei Kirchenvertretern. "Hier kann das Projekt ‹underkath›, das Videos aus dem Alltag junger Katholiken zeigen soll, vielleicht mehr bewirken." Wovon der Youtube-Film, den die Ministrantengruppe in Rom gedreht hat, handeln wird, verrät er nicht. Nur soviel: Die Reise und die Führungen seien so spannend gewesen, dass sie bisweilen mehr zugehört hätten, statt zu filmen….