«Ich bete, dass es keine Schismen gibt, aber ich habe keine Angst»,

Die Option einer Kirchenspaltung gebe es immer, sagte Papst Franziskus auf dem Rückflug von Madagaskar vor Journalisten. Denn Gott lasse den Menschen Entscheidungsfreiheit. Angst vor einem Schisma habe er nicht.

Papst Franziskus wirft Kritikern seiner Amtsführung vor,
eine Kirchenspaltung zu riskieren, indem sie eine offene Auseinandersetzung
verweigern. Er habe «keine Angst vor Schismen», sagte er auf dem
Rückweg seiner Afrika-Reise am Dienstag vor mitreisenden Journalisten. Jene,
die sich absonderten, trennten sich «vom Glauben des Volkes Gottes».

Option der Spaltung immer vorhanden

«Ich bete, dass es keine Schismen gibt, aber ich habe
keine Angst», so Franziskus wörtlich. Die «Option des Schismas»
gebe es immer in der Kirche. Gott lasse der menschlichen Freiheit immer
Entscheidungsmöglichkeiten.

Sowohl nach dem Ersten wie nach dem Zweiten Vatikanischen
Konzil (1870/71 bzw. 1962-1965) hätten sich Gruppen abgetrennt, sagte der
Papst. Er verwies auf die späteren Altkatholiken und die Traditionalisten um
Erzbischof Marcel Lefèbvre, die beide mit dem Anspruch auftraten, die
Rechtgläubigkeit gegen Neuerungen zu schützen.

Kritik muss konstruktiv sein

Mit Blick auf den Unmut konservativer US-amerikanischer
Kreise über seinen Kurs sagte Franziskus, Kritik gebe es «ein bisschen von
überall her, auch in der Kurie». Grundsätzlich begrüsste er Einwände als
Anlass zu Selbstkritik. Allerdings müsse Widerspruch offen und konstruktiv
sein, um im Dialog zu einem gemeinsamen Punkt kommen zu. können.

Sich der Auseinandersetzung nicht verschliessen

Ihm gefalle nicht, wenn Menschen ihre Kritik im Verborgenen,
aber nicht gegenüber dem Betreffenden äusserten. «Sie lächeln dich breit
an, und dann stossen sie dir den Dolch in den Rücken. Das ist nicht fair, das
ist nicht menschlich», so Franziskus wörtlich.

Kritik in der Art von «Arsen-Pillen» helfe nicht
weiter; dies sei ein Mittel «kleiner Gruppen, die keine Entgegnung hören
wollen». Wer sich einer Auseinandersetzung verschliesse, handle nicht aus
Liebe zur Kirche, so der Papst; und weiter: «Alle Schismatiker haben etwas
gemeinsam: Sie trennen sich vom Volk, vom Glauben des Volkes Gottes.»

Ideologie und katholische Lehre nicht vermischen

Nachdrücklich verteidigte Franziskus eine Kontinuität seiner
Soziallehre zu der von Johannes Paul II. (1978-2005). Der Rede von einem «zu
kommunistischen» Papst warf er vor, Ideologien und katholische Lehre zu
vermischen. Wenn «die kirchliche Lehre über Ideologien stolpert»,
werde Kirchenspaltung möglich, sagte der Papst. Gleichzeitig warnte er vor
einer «aseptischen Moral» in Kontrast zur «Moral des Volkes
Gottes». Auch innerhalb der Kirche werde vielfach eine zu grosse
Sittenstrenge vertreten; das entspreche aber nicht dem «gesunden
Evangelium». (cic)