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St. Ursentag 2024 vor der St. Ursen-Kathedrale: Damen und Ritter des päpstlichen Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem mit Weihbischof Josef Stübi und Mitgliedern des Malteserordens.
Schwerpunkt
In Solothurn werden zukünftige Damen und Ritter in den päpstlichen Ritterorden aufgenommen
von Silvia Rietz
Die Ambassadorenstadt empfängt den päpstlichen Ritterorden: Am 31. Mai 2025 werden die neuen Mitglieder des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem mit einem feierlichen Akt, der sogenannten Investitur, in der Solothurner St. Ursen-Kathedrale in den Ritterorden aufgenommen. Zugleich feiert die Statthalterei Schweiz und Liechtenstein, die derzeit 370 Damen und Ritter zählt, ihr 75-Jahr-Jubiläum.
Ende Mai werden Männer und Frauen, die im katholischen Glauben verwurzelt sind, in den Ritterorden aufgenommen und versprechen, nach den Tugenden der Caritas, Spiritualität und Tradition, ein im Glauben verwurzeltes und mit dem Engagement für die Christen im Heiligen Land verbundenes Leben zu führen. «Menschen, die treu zum Papst und zur römisch-katholischen Kirche stehen und sich durch ihren Glauben in Familie und Beruf leiten lassen», präzisiert Statthalterin Donata Krethlow-Benziger und betont, neben den spirituellen Inhalten finde auch das gesellige Miteinander Platz im Ordensalltag. Dem Orden der Ritter und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem gehören Priester und Laien an. Er wurzelt in der mittelalterlichen Tradition des Heilig-Land-Pilgerns, wo Adlige und Patrizier am Heiligen Grab den Ritterschlag erhielten. Papst Pius IX. errichtet 1847 das Lateinische Patriarchat in Jerusalem und schuf 1868 einen hierarchisch strukturierten, päpstlichen Ritteroden. Der Ordenssitz befindet sich in Rom, das Wappen zeigt das fünffache, rote Jerusalemkreuz. Grossprior des Ritterordens ist der jeweilige Lateinische Patriarch von Jerusalem, aktuell ist dies Kardinal Pierbattista Pizzaballa. Er hatte sich für die Investitur in Solothurn angemeldet, doch wegen der politischen Lage in Israel sowie dem auf den Tod von Papst Franziskus folgenden Konklave, welches seine Anwesenheit in Rom erfordert, musste er sich entschuldigen. Seit 1949 ist ein Kardinal Grossmeister und leitet den Ritterorden. 2019 wurde Kardinal Fernando Filoni zum Kardinal-Grossmeister ernannt. Generalgouverneur des Ordens ist seit 2017 der Italiener Leonardo Visconti di Modrone. Solothurner Familienwurzeln besitzt Jean-Pierre de Glutz-Ruchti, der Vize-Generalgouverneur für Europa. Der Statthalterei Schweiz und Liechtenstein steht seit 2018 Donata Krethlow-Benziger vor. Mit ihrer Ernennung wurde in der Schweiz erstmals eine Frau Statthalterin. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass 1871 ausnahmsweise eine Frau das Ordenskreuz als Auszeichnung erhielt, bevor Papst Leo XIII. 1888 die Investitur von Frauen zu «Damen des Heiligen Grabes» erlaubte. Seit damals sind Frauen und Männer bei den Laien gleichberechtigt. Grossprior der Statthalterei ist der Bischof von Lausanne, Genf und Fribourg, Charles Morerod, der die Investiturfeier leiten wird. Das Amt des Priors der Deutschschweiz und Liechtenstein hat Felix Gmür, der Bischof von Basel, inne. Gemeinsam mit dem geistlichen Zeremoniar Felix Büchi und weiteren Geistlichen wird Bischof Felix an der Investiturfeier mitzelebrieren.
EINSATZ FÜR DIE CHRISTEN IM HEILIGEN LAND
Zu den Hauptaufgaben des Ordens gehört, die Christen im ganzen Heiligen Land (Israel, Westjordanland, Jordanien und Zypern) sowie auch in Ägypten, Syrien und im Libanon materiell und ideell zu unterstützen. Statthalterin Donata Krethlow-Benziger setzt sich voll dafür ein: «Es war noch nie so gefährlich wie heute, Christ zu sein. Niemals zuvor sind so viele Christinnen und Christen diskriminiert, bedroht, verfolgt oder gar getötet worden. Bis zu 100 Millionen Christen weltweit sind betroffen und die Tendenz ist steigend. Sich um die Christen im Heiligen Land zu kümmern, ist unsere hauptsächlichste Aufgabe. Wir Damen und Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem haben eine zweite Heimat im Heiligen Land. Wenn wir dorthin gehen, dann kommen wir «nach Hause». Dieses Engagement trage zum Überleben der christlichen Minderheiten im Heiligen Land bei. Die Bildungsprojekte würden zudem mithelfen, dass die Menschen verschiedener Herkunft und Religion lernten, miteinander in Frieden und gegenseitigem Respekt zu leben. Donata Krethlow-Benziger betont, im Rahmen der Ökumene würden soziale Projekte unabhängig von der konfessionellen Zugehörigkeit gefördert.
KOMTUREI SOLOTHURN ORGANISIERT VOR ORT
Nach elf Jahren wird Solothurn wieder zum Gastgeber einer Investitur der Statthalterei Schweiz und Liechtenstein des Ritterordens. Erwartet werden die Schweizer Bischöfe sowie Würdenträger des Ordens und der Kirche aus der ganzen Welt. Die Organisation oblag vor Ort der Komturei Solothurn. Im OK engagieren sich Komtureipräsident und OK-Präsident Boris Rietz, der ehemalige Stadtpfarrer und ehemaliger Prior Paul Rutz, Schatzmeister Wolfgang von Arx, Attila Lardori, Elizabeth «Liz» Kiener Kofmel, Maria-Theresia Sailer, Silvia Rietz und als Vertreterin der Statthalterei Monika Dudle-Ammann.
JUBILÄUM DER STATTHALTEREI SCHWEIZ UND LIECHTENSTEIN
Seit 75 Jahren ist der Ritterorden in der Schweiz verankert. Statthalterin Donata Krethlow-Benziger freut sich, dass diese Jubiläumsinvestitur in Solothurn stattfinden wird: «Mit der Kathedrale als Ort der Investitur dürfen sich die künftigen Ritter und Damen des Ordens auf einen besonders feierlichen Moment freuen.» OK-Präsident Boris Rietz stimmt dem zu: «Nicht nur die Investitur 2025, sondern gleichzeitig auch das Ordensjubiläum in Solothurn ausrichten zu dürfen, erfüllt die Komturei Solothurn mit Stolz.»
ÖFFENTLICHE FEIER IN DER KATHEDRALE
Gemeinsam mit Statthalterin Donata Krethlow-Benziger laden die OK-Mitglieder die Gläubigen aus Solothurn und Umgebung dazu ein, am Samstag, 31. Mai, 14.30 Uhr, mit dem Ritterorden die festliche Investitur (mit Prozession und Pontifikalamt) in der St. Ursen-Kathedrale Solothurn mitzufeiern. Die Ritter und Damen nehmen am Sonntag, 1. Juni., 10.00 Uhr, an der Heiligen Messe in der St. Ursen-Kathedrale teil. Damit zeigen sie ihre Verbundenheit mit dem Gastort der Investitur und unterstreichen ihr persönliches Engagement in den Pfarreien.

Statthalterin Donata Krethlow-Benziger leitet die Schweizer Statthalterei des Ritterordens und ist die erste Frau, die in der Schweiz einem Ritterorden vorsteht.
Silvia Rietz ist Journalistin, Konzertveranstalterin, engagierte Christin und Redaktionsleiterin des Antoniushefts. Sie gehört zum Redaktionsteam des «Kirchenblatts».