Ändert euren Sinn – also zuerst euch selber!

Gedanken zum Sonntag, 18. Februar, (Markus 1,12-15)

Vor rund 40 Jahren publizierte ein Schweizer namens René Schweizer ein Buch mit dem Titel Ein Schweizerbuch. Darin veröffentlichte der 50-Jährige auch einen Brief, den er aus dem Knast an eine öffentliche Institution geschrieben hatte: «Mein Leben ist verpfuscht. Ich möchte nochmals von vorn beginnen. Daher bitte ich Sie, mir für die Zeit nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis einen Platz in einem Kindergarten freizuhalten.»

Das war natürlich nicht ernst gemeint.

Seine Predigt eröffnet Jesus mit einem Paukenschlag: «Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium» (Markus 1,15). Von einem Neuanfang ist nicht die Rede. Zu Recht, denn unsere Altlasten können wir nicht einfach loswerden, und das ist gut so. Aber wir können aus unseren negativen Erfahrungen und Fehltritten lernen und daran reifen.

«Tut Busse und glaubt» – die meisten haben wohl diese Übersetzung von Jesu Weckruf im Ohr. Das hört sich dann so an, als würde Jesus sich bloss an ein paar Schwerverbrecher wenden, oder an die, die sich für ihren Liebhaber mehr Zeit nehmen als für ihre Kinder. Aber Jesus ruft ganz einfach alle zur Umkehr auf – im griechischen Original steht dafür metanoia, was genau besehen Umdenken oder Sinnesänderung bedeutet. Mit anderen Worten: In erster Linie geht es ihm nicht darum, dass die Menschen sich fragen, ob sie nach den gängigen Vorstellungen schuldig geworden sind, sondern, viel grundlegender und radikaler, ob die vertrauten und allgemein akzeptierten Denkmuster überhaupt mustergültig sein können. Und das sind sie seiner Ansicht nach häufig nicht.

Wo die Umkehr an- und die Sinnesänderung einsetzen muss, illustriert der jüdische Denker und Religionsphilosoph Martin Buber (1878-1965) in einer seiner Erzählungen der Chassidim: «Rabbi Chajim von Zans pflegte zu erzählen: In meiner Jugend, als mich die Gottesliebe entzündete, meinte ich, ich würde die ganze Welt zu Gott bekehren. Aber bald verstand ich, es würde genug sein, wenn ich die Menschen meiner Stadt bekehrte, und ich mühte mich lang, doch es wollte mir nicht gelingen. Da merkte ich, dass ich mir noch immer zu viel vorgenommen hatte, und ich wandte mich meinen Hausgenossen zu. Es ist mir nicht geglückt, sie zu bekehren. Endlich ging es mir auf: Mich selbst will ich zurechtschaffen, dass ich Gott in Wahrheit diene. Aber auch diese Bekehrung habe ich nicht zustande gebracht.»

 

Josef Imbach ist Verfasser zahlreicher Bücher. Er unterrichtet an der Seniorenuniversität Luzern und ist in der Erwachsenenbildung und in der Seelsorge tätig.