Junge Muslime sind kaum radikal

Nur ein sehr kleiner Teil muslimischer Jugendlicher tendiert zu extremistischen Positionen. So lautet das Zwischenresultat einer Studie, welche politischen Extremismus unter Jugendlichen in der Schweiz untersucht. Dabei geht es nebst islamischem Extremismus auch um Links- und Rechtsextremismus.

Die Studie der "Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften" (ZHAW) läuft seit Juni 2016 und dauert noch bis Juni 2018 an. Laut "Tages-Anzeiger" (22. September) wurden diese Woche erste Zwischenresultate präsentiert. Von den bisher befragten 4600 Schülerinnen und Schülern im Alter von 17 Jahren tendiert ein Prozent zu einem radikalen Islam, bei den Muslimen unter ihnen sind es 4,5 Prozent. Demgegenüber tendieren sieben Prozent zu einer linksextremen und vier Prozent zu einer rechtsextremen Orientierung.

Gegenüber der Zeitung weist Dirk Baier, Co-Projektleiter der Studie, darauf hin, dass die Tendenz zu Linksextremismus deutlich höher ist als jene zu einer radikalislamischen Orientierung. "Hier zeigt sich, dass die Realität nicht immer mit dem Bild übereinstimmt, das von den Medien kommuniziert wird", so Baier. Linksextremismus werde in den Medien lediglich punktuell thematisiert, etwa im Zusammenhang mit Hausbesetzungen oder Anti-Globalisierungs-Demonstrationen. Islamischer Extremismus stelle hingegen einen medialen Dauerbrenner dar.

Gut integriert dank Bildungssystem

Muslimische Jugendliche seien in der Schweiz gut integriert, sagt Baiers Kollege Patrik Manzoni gegenüber der "Aargauer Zeitung" (22. September). Dies erkläre den niedrigen Prozentsatz radikalislamischer Jugendlicher in der Schweiz im Vergleich zu Zahlen aus Österreich. Das Schweizer Bildungssystem biete den Jugendlichen gute Chancen, in der Gesellschaft Fuss zu fassen.

Die Studie möchte herausfinden, wie verbreitet politisch extreme Orientierungen und Verhaltensweisen unter Jugendlichen in der Schweiz sind. Sie untersucht ausserdem, welche Faktoren deren Entstehung beeinflussen und welche Unterschiede zwischen Rechtsextremismus, Linksextremismus und islamischem Extremismus bestehen.

Die Jugendlichen sind durchschnittlich 17 Jahre alt, sie stammen aus allen Schulformen und aus allen Sprachregionen. Die Befragung geschieht im Klassenverband anhand eines Online-Fragebogens. Das Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt. (sys)