Nuntius tritt Ende Jahr zurück

Thomas Gullickson, päpstlicher Nuntius in der Schweiz und Liechtenstein, tritt Ende Jahr von seinem Amt zurück. Der Diplomat war gegenüber der katholischen Kirche in der Schweiz sehr kritisch eingestellt.

Ein apostolischer Nuntius kann dem Papst seinen Rücktrittswunsch mit Erreichen des 70. Altersjahr mitteilen. Dies habe er getan, wie Gullickson in einem Gastbeitrag im Rundbrief der Organisation Pro Ecclesia schreibt. Papst Franziskus habe der Bitte sofort entsprochen. Somit hat Gullickson am 31. Dezember seinen letzten Arbeitstag.

Kritische Äusserungen

Über seine Erfahrungen in der Schweiz äussert sich der Kirchendiplomat kritisch. Die katholische Kirche der Schweiz mit ihren Kantonalkirchen und Kirchgemeinden sei kein gangbarer Weg mehr. Die sogenannte Volkskirche sei nicht mehr geeignet, «den apostolischen Glauben weiterzutragen».

Es scheine in der Schweiz so, dass die Kirche «ihre Sendung zum Heil der Seelen verraten hat», schreibt der Prälat. Die Publikationen von «CH-Media» berichteten am Donnerstag über den Beitrag.

Bischofsnachfolge in Chur noch offen

Zu den Pflichten des als konservativ geltenden Nuntius Gullickson gehörte die Übermittlung einer Kandidatenliste für den Sitz des zurückgetretenen Churer Bischofs Vitus Huonder an den Heiligen Stuhl. Das Domkapitel wählt den neuen Bischof aufgrund einer im Vatikan bereinigten Dreierliste.

Offen wie die Nachfolge des päpstlichen Nuntius mit Sitz in Bern bleibt auch die Frage des neuen Bischofs für das Bistum Chur. Die Diözese wird derzeit interimistisch vom Apostolischen Administrator Pierre Bürcher geleitet.

Gullickson will nach dem Rücktritt in die USA zurückkehren. Das erste Mal, seit er vor über 40 Jahren in den diplomatischen Dienst des Vatikan getreten sei, könne er wieder in der Heimat festen Wohnsitz nehmen, schreibt der Erzbischof im Beitrag für Pro Ecclesia. (sda)