Weltkirchenrat hält an Dialog mit Patriarch Kyrill fest

Die Schweizer Reformierten können sich nicht durchsetzen: Die russisch-orthodoxe Kirche bleibt Mitglied des Weltkirchenrats. Der neue Generalsekretär Jerry Pillay sagte, Dialog sei wichtiger denn je. Er brauche Patriarch Kyrill, um den Grossmächten aufzuzeigen, dass es Alternativen zum Krieg gebe.

Kurz nach seiner Wahl zum neuen Generalsekretär gibt Jerry Pillay in Genf seine erste Pressekonferenz – und landet mitten in den geopolitischen Verwerfungen zwischen Kiew und Moskau. 

Kyrill warnt vor westlicher Dekadenz und Gay-Paraden

Am Freitagvormittag haben die Delegierten des Weltkirchenrats diskutiert, wie sie künftig mit der russisch-orthodoxen Kirche umgehen wollen. Patriarch Kyrill steht wegen seiner Nähe zu Putin in der Kritik. Immer wieder legitimiert er in seinen Predigten den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine religiös und behauptet etwa, die Ukraine müsse vor westlicher Dekadenz und Gay-Paraden geschützt werden

Erst am Montag hatten die Schweizer Reformierten einen Vorstoss verabschiedet, die Suspendierung der russisch-orthodoxen Kirche zu prüfen. Und die Unionskirche in Schweden hatte Sanktionen gegen den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill gefordert. Allerdings ist laut Weltkirchenrat der Ausschluss eines Kirchenoberhauptes gar nicht möglich. Nur eine Mitgliedskirche, nicht aber deren Vertreterinnen und Vertreter können ausgeschlossen werden.

Gesprächskanäle aufrecht erhalten

Doch diese Szenarien spielen keine Rolle mehr: Der Zentralausschuss hat sich klar dafür ausgesprochen, den Dialog mit Moskau fortzuführen und keine Sanktionen gegen die russisch-orthodoxe Kirche zu verabschieden.

«Dialog ist unsere erste Option»

«Der Weltkirchenrat hat die richtige Entscheidung getroffen, den Dialog fortzuführen. Wir müssen einen kontinuierlichen, fruchtbaren Dialog führen, um die russisch-orthodoxe Kirche zu verstehen», sagte Jerry Pillay am Freitag. «Ich unterstütze die Entscheidung. Das ist der absolut richtige Weg, um den Dialog fortzusetzen. Dialog ist unsere erste Option.»

Die Rolle des Weltkirchenrats sieht er darin, den Grossmächten aufzuzeigen, dass es andere Wege als Krieg und Gewalt gebe. «Für diese Gespräche brauchen wir die russisch-orthodoxe Kirche», sagte Jerry Pillay. Die Kirche sei Anwältin der Gerechtigkeit und müsse daher vermittelnd agieren.

Jerry Pillay setzt sich gegen Elizabeth Joy durch

Von Mittwoch bis Samstag tagt in Genf der Zentralausschuss des Weltkirchenrats. Der Südafrikaner Jerry Pillay war von 2010 bis 2017 Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK, vormals Reformierter Weltbund) und ist von 2023 an neuer Generalsekretär des Weltkirchenrates.

Bei der Wahl am Freitag in Genf erhielt der presbyterianische Kirchenhistoriker von der Universität Pretoria mehr Stimmen als die syro-malankarische Elizabeth Joy von «Churches Together in England». Sie wäre die erste Frau in diesem Amt gewesen.