Editorial

Ostern ganz Persönlich

Ostern hat immer eine ganz persönliche Seite. Die österliche Botschaft fordert uns heraus und betrifft uns Menschen, wenn wir uns auf sie einlassen, inmitten unserer Existenz. Als Erwachsene nehmen wir die kirchlichen Feiertage anders wahr als in unserer Jugend. Oft sind wir distanziert, vielleicht sogar völlig abgelöscht – unter Umständen glimmt jedoch noch ein Funke tief in uns drin. In dieser Ausgabe des «Kirchenblatt» berichtet Mara Leisibach, eine Sechstklässlerin, von ihrer Ostererfahrung. Dabei kann man sich durchaus die Frage stellen, ob Kinder und Jugendliche überhaupt eine Chance haben, das teilweise brutale und komplexe Geschehen rund um den Kreuzestod Jesu zu verstehen. Mara liefert aber durchaus erstaunliche Antworten. 

Die Ostertage bleiben – wie das Weihnachtsfest – eine ganz und gar oberflächliche Angelegenheit, wenn man keine persönliche Beziehung dazu entwickeln kann. Wenn es nur ein Fest ist, ein paar Ferientage, aber sonst nichts weiter, dann könnte man auch etwas ganz anderes feiern. Aber an Ostern liegen Tod und Leben, Begrabenwerden und Auferstehen, eng beieinander. Ostern kann somit durchaus ein Neuanfang sein. Ein befreiender Schritt heraus aus der Trostlosigkeit, aus der Verzweiflung, aus der Schuld und Aufbruch zu einem neuen Leben. Der evangelische Theologe Eberhard Jüngel beschreibt dieses Phänomen in einem gut fassbaren Bild: «Das unterscheidet Ostern von einem Osterspaziergang, Spaziergänge ändern nichts. Sie enden in der Regel genau da, wo sie anfingen. Ostern hingegen ist ein Aufbruch ohne Ende.»

Ein Aufbruch ohne Ende: So können auch wir uns von Ostern inspirieren lassen. Vielleicht sogar im Austausch mit Kindern und Jugendlichen. Ostern ist nicht nur ein Fest der Auferstehung von vor 2000 Jahren, sondern es kann auch eine Auferstehung im Jetzt und Heute sein. Das Kreuz und die damit verbundene Niederlage erwachsen im Hinblick auf den lebensbereichernden Glauben an Jesus Christus zu einem Symbol unerschütterlicher Hoffnung. Oder mit den «Oster-Worten» des Johannesevangeliums: «Man muss von Neuem geboren werden.»

Mit österlichen Grüssen 

Reto Stampfli