Nazar Zatorskyy: Warum Michail Gorbatschow in der Ukraine unbeliebt war

«Michail Gorbatschow wird im Westen total falsch eingeschätzt. Während er im Westen als ein Vorläufer der Demokratie angesehen wird, war er für alle Staaten, die von Russland in der Sowjetunion gefangen gehalten wurden, ein typischer sowjetischer Funktionär – ein Apparatschik.

Mit allen Mitteln, einschliesslich militärischer Gewalt, versuchte er, die Sowjetunion aufrechtzuerhalten und die Völker weiterhin zu unterdrücken. Man erinnere sich allein, wie die baltischen Staaten für ihre Unabhängigkeit kämpften und wie Gorbatschow versuchte, sie im Blut zu ertrinken! Doch das ist ihm nicht gelungen, weil es andere Zeiten waren. Und es herrschte eine andere Stimmung: «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!»

Auch wirtschaftlich war die Sowjetunion am Ende. All das zwang Gorbatschow zur Demokratisierung und Auflösung des sozialistischen Lagers. Von sich aus hätte er das nie getan und versuchte, solange es ging, sich all dem zu widersetzen.»

Nazar Zatorskyy ist Priester der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche, die Teil der katholischen Kirche ist. Zatorskyy ist Nationalkoordinator der ukrainischen Seelsorge in der Schweiz. Er äussert sich auf Anfrage von kath.ch zum Tod von Michail Gorbatschow. (rr/kath.ch)