Tatjana Disteli: Kommission soll experimentelle Räume schaffen

«Es ist gut, dass es vorwärts geht», sagt Tatjana Disteli. Insbesondere, dass noch vor der zweiten Bischofssynode in Rom hierzulande weitere Pflöcke eingeschlagen würden. «Ich freue mich über jeden Schritt, der auf dem synodalen Weg gemacht wird.»

Disteli hat in der Arbeitsgruppe (AG) Synodalität mitgewirkt, die Ideen zur Umsetzung der Synodalen Erprobungsphase entwickelt hat – darunter eine nationale Synodalitätskommission. Eine solche haben die Schweizer Bischöfe und die Römisch-katholische Zentralkonferenz inzwischen beschlossen und am Mittwoch kommuniziert.

Die Generalsekretärin der Aargauer Kantonalkirche, Tatjana Disteli, ist seit längerem intensiv am synodalen Prozess beteiligt. Im Februar 2023 war sie als Schweizer Delegierte an der europäischen synodalen Versammlung in Prag dabei – gemeinsam mit Bischof Felix Gmür und Helena Jeppesen-Spuhler von Fastenaktion. Ob sie auch an der Synodalitätskommission mitwirken werden, wissen weder Disteli noch Jeppesen-Spuhler.

«Notwendiger Schritt»

«Diese Kommission ist ein notwendiger Schritt hin zu einer synodaleren Kirche», sagt auch Helena Jeppesen-Spuhler auf Anfrage. Sie ist Mitglied der Weltsynode 2023-24.

Denn welche Personen in der neuen Kommission vertreten sein werden, ist noch unbekannt. Die Suche werde in den kommenden Wochen gestartet, sagt Arnd Bünker, Leiter der AG Synodalität. Er geht davon aus, dass die Kommissionsbesetzung nicht ganz einfach werden wird – angesichts von allfälligen Absagen und der Vorgabe, dass die Vielfalt gewahrt sein muss.

«Laborgruppe für Synodalität auf Schweizer Ebene»

«Die nationale Synodalitätskommission befasst sich nicht vorrangig mit Themen, sondern mit Strukturen», sagt Disteli. Sie habe die Aufgabe, neue Strukturen und Formen zu entwickeln, um künftig ein schweizweit ein synodales Zusammenwirken in der römisch-katholischen Kirche zu ermöglichen. Sie solle «experimentelle Räume und Verfahren schaffen, in denen schliesslich drängende Fragen der Kirche besprochen und entschieden werden», sagt Tatjana Disteli.

Arnd Bünker nennt die neue Kommission eine «Laborgruppe für Synodalität auf Schweizer Ebene». Diese werde sowohl die synodalen Entwicklungen in den Diözesen mitverfolgen als auch allfällige Vorgaben aus Rom mitberücksichtigen. «Ich hoffe, es wird ein gutes Bindeglied zwischen den Schweizer Diözesen und der Weltkirche werden.» Dabei stellt er sich eine Struktur vor, die sich leicht anpassen lässt, je nach Bedürfnis.

Vision: neue Entdeckungen des Evangeliums

Arnd Bünker erhofft sich von den künftigen synodalen Formen und Verfahren einiges: einen besseren Austausch innerhalb der Kirche Schweiz und ein gemeinsames Gefühl für die Verantwortung auf Ebene Schweiz, die Überwindung von Reformstaus in der Kirche, einen Austausch mit den Menschen statt über die Menschen – und schliesslich im Dialog mit den Menschen auch neue Entdeckungen des Evangeliums und gemeinsame Schritte, die aus der Verheissung des Lebens in Fülle entstehen. 

Dass es da noch grosse kulturelle Unterschiede gibt, hat Arnd Bünker jüngst beim Besuch von Kardinal Mario Grech gemerkt. «Die Leute aus der Westschweiz haben geklatscht, die Leute aus der Deutschschweiz haben sich an den Kopf gelangt», sagt er. «Da braucht es noch viel Austausch, um solche Gräben gegenseitiger Missverständnisse zu überwinden», ist Bünker überzeugt. «Wir stehen mit der Synodalen Erprobungsphase noch ganz am Anfang eines synodalen Lernprozesses in der Schweiz.»

Beitrag zur weltweiten Gerechtigkeit

«Auch die Kirche in der Schweiz muss Mitverantwortung und Gleichwürdigkeit aller in ihre Praxis umsetzen und eine Vision entwickeln, wie sie zu weltweiter Gerechtigkeit und Frieden beitragen kann», sagt Helena Jeppesen-Spuhler. «Dies ist Aufgabe dieser Kommission. Es geht um ein Wirken gegen innen, vor allem aber auch gegen aussen.» (kath.ch)